Ich habe gerade nachgezählt: 154 verschiedene Handschuhtypen bieten wir in unserem Fachkatalog ‚Persönliche Schutzausrüstung‘ an. Die Produktvielfalt auf dem Schutzhandschuhmarkt ist in der Tat groß, die Auswahl des ‚richtigen‘ Schutzhandschuhs kann bisweilen zu einem schwierigen Unterfangen werden, wenn man den komplexen Anforderungen aus der Praxis gerecht werden und seine Beschäftigten schützen will. Da lohnt es sich in jedem Fall systematisch und mit Bedacht vorzugehen. Die folgenden Tipps helfen Ihnen bei der Auswahl Ihres Schutzhandschuhs:

  1. Ihre Gefährdungsbeurteilung als Grundlage
    Die nach dem Arbeitsschutzgesetz verpflichtende Gefährdungsbeurteilung ist die Basis für die grundsätzliche Einschätzung und Beurteilung der Arbeitsplätze bzw. von Bereichen mit gleichen Tätigkeiten.
    Hier werden als Ergebnis auch Maßnahmen für den persönlichen Schutz (u.a. Schutzhandschuhe, aber bspw. auch Augen- oder Kopfschutz etc.) der Beschäftigten festgelegt. Die Persönliche Schutzausrüstung (PSA) ist dabei jedoch immer gegenüber der Substitution und auch technischen und organisatorischen Maßnahmen nachrangig (Priorisierung nach dem STOP-Prinzip). Dies können zum Beispiel der Verzicht auf Gefahrstoffe und der Ersatz durch ungefährliche Stoffe im Produktionsprozess sein (Substitution) oder auch eine Automatisierung bestimmter Arbeitsschritte (technisch-organisatorisch). Das Ergebnis der Beurteilung ist sorgfältig zu dokumentieren und regelmäßig auf den neuesten Stand zu bringen.
  2. Schutzhandschuhe mit System einsetzen – der Handschuhplan
    Wenn technische und /oder organisatorische Maßnahmen nicht ausreichen, ist PSA gefragt. Hier kann im Falle der Schutzhandschuhe ein Handschuhplan helfen, im Unternehmen für Ordnung zu sorgen. Dort wird für jede Gefährdung (eingesetzte Stoffe, mechanische, thermische oder andere Gefährdungen) bzw. für die einzelnen Tätigkeiten konkret festgelegt, welches Handschuhmodell welchen Herstellers zu verwenden und was noch zu beachten ist. Ein einheitlicher Handschuhplan im Unternehmen hilft auch dabei, eventuellen Wildwuchs durch den Einsatz verschiedener Handschuhmodelle für die gleiche Gefährdung zu vermeiden und erhöht dadurch die Wirtschaftlichkeit.
  3. Produkte auswählen – Tragetests und Checklisten helfen
    Bei der Auswahl der geeigneten Produkte helfen neben der fachgerechten Beratung durch Experten (unser Team erreichen Sie unter 0531 / 318-588) vor allem ausführliche Tragetests. Dabei wird eine Auswahl an möglichen Handschuh-Kandidaten unter Praxisbedingungen im Betrieb auf die Eignung für einen dauerhaften Einsatz untersucht. Neben den ermittelten Gefahren kann insbesondere auch auf die Erfordernisse der Tätigkeit (Tastgefühl, Rutschfestigkeit, sicherer Griff etc.) und den Tragekomfort des Produktes eingegangen werden. Wichtig: Protokollieren Sie die Ergebnisse und lassen Sie mehrere Anwender testen. Ein entsprechendes Protokoll finden Sie hier » Ebenfalls sehr nützlich sind Checklisten wie z.B. in der DGUV Regel 112-195, in denen die Praxisanforderungen des Arbeitsplatzes/-bereiches festgehalten werden.
  4. Materialien für Schutzhandschuhe
    Nitril oder Latex bei Einmalhandschuhen, echtes Leder oder die Synthetikvariante bei mechanischen Gefährdungen, Neopren, Laminat oder PVC beim Chemikalienschutz, Baumwolle oder Polyamid beim Produktschutz? Die Vielfalt der eingesetzten Materialien ist riesig und sollte bei der Auswahl unbedingt eine Rolle spielen. Neben der Eignung des Materials für den beabsichtigten Schutzzweck, spielen mögliche Hautunverträglichkeiten (Stichwort: Latexallergie oder chromgegerbtes Leder) und auch der Tragekomfort eine große Rolle. Mangelnder Tragekomfort oder sogar eine Behinderung bei der Tätigkeit können für Beschäftigte Argumente sein, um Schutzhandschuhe nicht zu tragen. Ohne die Akzeptanz und Motivation der Anwender geht es also nicht.
  5. Spezialfall Chemikalienschutzhandschuhe
    Beim Umgang mit Gefahrstoffen müssen sich Beschäftigte auf die eingesetzte PSA hundertprozentig verlassen können, schließlich soll sie vor lebensgefährlichen Risiken schützen. Alle Hersteller testen ihre Chemikalienschutzhandschuhe in Permeations- und Penetrationstest gegen verschiedene Chemikalien und halten für den Nutzer entsprechende Datenblätter mit den entsprechenden Informationen bereit. Auch im Netz helfen viele Anbieter mit Datenbanken, wie z.B. uvex mit dem uvex Chemical Expert System oder KCL mit dem Chemikalien-Manager. Bei Unklarheiten sollte in jedem Fall der Hersteller kontaktiert werden. Neutrale Labortests  auf im Betrieb verwendete Gefahrstoffe schaffen zusätzlich Klarheit. Weitere Informationen hält auch die DGUV Information 212-007 bereit.
  6. Hautschutz berücksichtigen
    Über 90 % der berufsbedingten Hautkrankheiten sind Ekzeme. Viel zu oft müssen Beschäftigte wegen einer Hauterkrankung ihre bisherige Tätigkeit aufgeben. Dabei lassen sich Ekzeme durch systematische Prävention oft verhindern. In Handschutzplänen, die auch mit dem Handschuhplan kombiniert werden können, werden die den jeweiligen Gefährdungen entsprechenden Mittel und Maßnahmen für den Hautschutz festgelegt.
    Der Hautschutz baut auf drei Säulen:
    • Hautschutz vor und während der Arbeit
    • Hautreinigung vor, während und nach der Arbeit
    • Hauptpflege nach der Arbeit

  7. Mitarbeiter anweisen und unterweisen
    Für den Einsatz von Schutzhandschuhen muss entsprechend der DGUV Regel 112-195 eine Betriebsanweisung erstellt werden, die u.a. auf die auftretenden Gefährdungen, richtiges Verhalten beim Einsatz und bei der Feststellung von Mängeln eingeht. Auch die jährliche Unterweisung ist Pflicht – bei PSA nach Kategorie III (z.B. Chemikalienschutzhandschuhe) muss auch ein praktisches Training erfolgen.

Festzuhalten bleibt, dass es DEN einen für alle Gefährdungen passenden Schutzhandschuh nicht gibt. Viele Aspekte sind zu berücksichtigen und machen die Auswahl der geeigneten Produkte zu einer sehr individuellen und beratungsintensiven Angelegenheit bei der Sie unser Team gerne unterstützt.


Weiterführende Informationen finden Sie u.a. hier:

DGUV Regel 112-195 als Publikation bei der DGUV www.work-psa.de